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Freiwillig. Stark!

01.02.2024 | Freiwillig.Stark!

Unsere neue Portraitserie "Freiwillig. Stark! Ehrenamt in Rostock – Gemeinsam für mehr Miteinander."

15 Stunden Glück
Dorothea Marckwardt ist die Ehrenamtskoordinatorin des SBZ Südstadt/ Biestow

Mit einem Lächeln auf den Lippen geht Dorothea Marckwardt über die Flure. Sie grüßt freundlich, hat für alle ein offenes Ohr. Im Stadtteil- und Begegnungszentrum (SBZ) Südstadt/ Biestow kennt sie jeder. Sie wird von allen liebevoll Thea genannt. 15 Stunden pro Woche verbringt sie im Heizhaus, ihrem „zweiten Zuhause“ – und das inzwischen seit 15 Jahren. Als Ehrenamtskoordinatorin ist Dorothea Marckwardt das Bindeglied zwischen den hauptamtlichen und den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im SBZ.

Wer im Heizhaus ehrenamtlich mit anpacken möchte, kommt zunächst mit ihr in Kontakt. Sie führt jedes Erstgespräch. Es ist ein Aufklärungsgespräch: „Ehrenamt ist freiwillig und soll Spaß machen. Viele sind inzwischen jahrelang im Team, weil sie hier eine wichtige, sinnvolle Aufgabe gefunden haben. Sie können genau das machen, was sie gerne machen und anders als im Berufsleben steht einem im Ehrenamt frei, auch mal nein zu sagen“, sagt Dorothea Marckwardt.

Im SBZ Südstadt/Biestow gibt es aktuell 40 Ehrenamtliche, die in den unterschiedlichsten Bereichen ihre Hilfe anbieten: Einige kümmern sich um die Pflege des Gartens, andere schwingen den Kochlöffel oder sind wahre Organisationstalente und bereiten deshalb die Stadtteilveranstaltungen vor. Zum Beispiel wird das regelmäßig stattfindende Stadtteilfrühstück ausschließlich durch Ehrenamtliche initiiert. „Die Anerkennung, die ich und auch die anderen hier bekommen, ist unglaublich. Niemand wird als selbstverständlich angesehen. Dies ist eine Wertschätzung, die ich auf diese Weise noch nie erlebt habe“. Als Dorothea Marckwardt im Alter von 60 Jahren in den vorzeitigen Ruhestand ging, wollte sie sich engagieren. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Pumpe und das Heizhaus unter dem neuen Träger SBZ Südstadt/ Biestow gGmbH zusammengefasst. Seitdem ist sie vor Ort die Ehrenamtskoordinatorin: „Ich begegne Menschen, denen ich wahrscheinlich nie begegnet wäre. Ich komme also raus aus meiner eigenen Blase. Das ist für mich ein großes Glück. Die Leute hier sind für mich ein Stück weit zu einer Ersatzfamilie geworden.“ Ihre eigenen Kinder und Enkelkinder leben nicht in Rostock. Wie Dorothea Marckwardt gehe es vielen Ehrenamtlichen: Um der Einsamkeit zu entfliehen, suchen sie Gemeinschaft und finden diese im Ehrenamt. Während der Corona-Pandemie sei die Gruppe noch enger zusammengewachsen. „Wir alle haben gemerkt, was uns fehlt, weil über die Stadtteilarbeit hinaus Freundschaften entstanden sind.“

Thea Marckwardt
Alle Generationen unter einem Dach
 

Die Arbeit der Stadtteil- und Begegnungszentren ist aus ihrer Perspektive entscheidend, um Menschen unterschiedlicher Generationen zusammenzubringen. „Die SBZs sind wie Spinnen, die ihr Netz in die Gesellschaft, in die Politik, in die Verwaltung spinnen – damit der eigene Stadtteil gehört wird“, beschreibt Dorothea Marckwardt die Situation und ergänzt: „Zeitgleich besteht die stetige Angst, dass für einzelne Projekte und Angebote die Finanzierung wegbricht und dass Geld für das Personal fehlt. Wenn es die vielen Ehrenamtlichen nicht geben würde, müssten einzelne Häuser wahrscheinlich zu machen.“ Das Gros der Ehrenamtlichen, die sich im SBZ Südstadt/ Biestow einbringen, ist bereits im Rentenalter. Sie suchen den sozialen Kontakt. „Es ist für alle eine Win-Win-Situation. Den Geist und den Körper zu brauchen, hält lebendig. Und das SBZ als Organisation bekommt eine helfende Hand.“

Dorothea Marckwardt denkt noch lange nicht daran aufzuhören. Zusätzlich ist sie engagiert im Fachkreis Ehrenamt. Dahinter verbirgt sich ein loser Zusammenschluss von Menschen, die sich für das Ehrenamt in Rostock stark machen. Unter anderem wurde durch den Fachkreis die Ehrenamts-Card auf den Weg gebracht. Darüber hinaus bemüht sich die Gruppe, Ehrenamtsmärkte in jedem Stadtteil- und Begegnungszentrum auf die Beine zu stellen. Diese sollen einmal im Jahr je Stadtteil als Netzwerktreffen funktionieren und die Bedeutung des Ehrenamtes für die Gesellschaft herausstellen.

https://www.youtube.com/watch?v=MNb8HB79U0U