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Freiwillig. Stark!

11.03.2024 | Rund um die Plattform

Unsere neue Portraitserie "Freiwillig. Stark! Ehrenamt in Rostock – Gemeinsam für mehr Miteinander."

Kinderherzen müssen strahlen
Sandra Damm engagiert sich im Fischkutter e.V.

Sandra Damm hat heute einen guten Tag. Den Rollstuhl kann sie stehen lassen, die Schmerzen halten sich in Grenzen. Der Spielraum füllt sich allmählich. Davor stapeln sich Kinderschuhe und Schulranzen. Über den Kickertisch rollt die kleine weiße Kugel. „Tor“, ruft ein Mädchen begeistert, während sie um ihre eigene Achse tanzt. Zwei Erstklässlerinnen spielen mit bunten Luftballons, wirbeln sie wild durch die Luft, während sich ein kleiner Junge mit strohblonden Locken aus einem Stapel bedruckter Blätter ein Ausmal-Bild aussucht. Sandra Damm sitzt inmitten von Legosteinen und -platten am Boden. Sie trägt einen blauen Hoodie, auf dem in großen Lettern „Fischkutter“ steht und darunter ihr Name. Es war ein Geschenk des Vereines. Ein Geschenk, auf das sie stolz ist.

2013  ist Sandra Damm aus dem Landkreis nach Rostock gezogen. Ihr ältester Sohn war damals gerade drei Jahre alt. Bei einem Spaziergang entdeckte sie den Aushang für die „Rasselbande“, ein Spieltreff für Kleinkinder in der evangelischen Kirchengemeinde Toitenwinkel. Dies war ihre erste Begegnung mit den Menschen, die Jahre später zu Freunden geworden sind. Sieben Ehrenämter übt Sandra Damm inzwischen in der Kirchengemeinde aus. Sie ist da. Immer. Ganz verlässlich. „Wenn es meine Erkrankung zulässt“, sagt sie. An fünf Tagen in der Woche ist sie Teil des offenen Kinder- und Jugendtreffs, der durch den Fischkutter e.V. organisiert wird. Sie ist seit mehreren Jahren „hauptamtlich“ ehrenamtlich tätig und unterstützt das Team mindestens sechs Stunden am Tag. Der Kinder- und Jugendtreff ist montags bis freitags geöffnet, ermöglicht den Kindern und Jugendlichen ab der ersten Klasse ein warmes Mittagessen und anschließend Hausaufgabenhilfe und Spielzeit. Auf dem weitläufigen Gelände können sie bolzen, klettern, Basketball und Volleyball spielen oder sich auf dem Trampolin auspowern. „Kinderherzen müssen strahlen. Mir gibt es Kraft, den Kindern Freude zu schenken, mit ihnen zu spielen, für sie da zu sein und wenn sie mir sagen, dass es schön ist, dass es mich gibt.“ Unzählige selbstgemalte Bilder hängen an ihrem Kühlschrank zu Hause. „Der Fischkutter ist mein Anker in schweren Zeiten, hier finde ich Geborgenheit, hier finde ich Hoffnung. Die Kinder sind meine Motivation. Ich sehe sie heranwachsen, trockne Tränen und lache mit ihnen. Es gibt nichts Schöneres“, so die 42-Jährige.

Als vor zehn Jahren bei Sandra Damm mehrere rheumatische Erkrankungen diagnostiziert wurden, war sie ans Bett gefesselt. „Ich habe mich aus dem Liegerollstuhl herausgekämpft, auch wegen der Kinder“, erklärt die zweifache Mutter. „Nach einem Schub geht es mir manchmal schlechter, dann bewege ich mich im Rollstuhl. Das geht hier gut, weil das Gelände so geräumig ist.“

Der Fischkutter e.V. wurde 1998 gegründet. Seit diesem Jahr koordiniert Philipp Schnabel die Belange des Vereins. Er ist seit acht Jahren in der Kirchengemeinde engagiert und der einzige Pädagoge vor Ort. Über jede Unterstützung zeigt er sich dankbar. „Das, was Sandra hier leistet, ist mit nichts aufzuwiegen. Ohne ihren unermüdlichen Einsatz könnten wir den Kindern nicht die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdienen.“ Im Durchschnitt nehmen 35 Kinder täglich die Angebote des Fischkutters wahr. Die Kinder können kommen und gehen wann immer sie wollen und jederzeit Freunde mitbringen. Die meisten von ihnen sind in Dierkow und Toitenwinkel Zuhause und steuern den Fischkutter direkt nach der Schule an.

Die Arbeit des Vereins trägt sich zu 98 Prozent aus Spenden „Wir haben jetzt eine zweite Pädagogenstelle ausgeschrieben, wissen aber noch nicht, wie wir diese langfristig finanzieren können“, erklärt Philipp Schnabel. Praktikanten, Bundesfreiwillige und Ehrenamtliche wie Sandra Damm schließen die Lücken – dort, wo es geht.