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Freiwillig. Stark!
Unsere Portraitserie "Freiwillig. Stark! Ehrenamt in Rostock – Gemeinsam für mehr Miteinander."
Sein Herz schlägt für Wind und Wellen
Klaus Apel ist Vorstandsmitglied vom Bramschot e.V.
Sie ist eine der wenigen größeren Segelschiffe an der Kaikante im Rostocker Stadthafen: Die Santa Barbara Anna hat ihren Heimathafen seit den 1990er-Jahren in der Hanse- und Universitätsstadt. Der traditionell getakelte Dreimast-Toppsegelschoner wird durch den Verein Bramschot in Stand gehalten und bewirtschaftet. Die Santa Barbara Anna wurde 1952 als Fischkutter gebaut und war in den Anschlussjahren als solches auf der Nord- und Ostsee unterwegs, ehe es als Offshore-Versorgungsschiff eingesetzt wurde. 1986 wurde es durch Schiffbauingenieure zum Dreimast-Topsegelschoner umgebaut.
Eigner ist inzwischen Joey Kelly, der das Schiff Anfang der 1993er Jahre kaufte und anschließend umfangreich renovieren und ausbauen ließ, um den Bedürfnissen einer Großfamilie gerecht zu werden. Er wollte mit dem Schiff auf Reisen gehen, damit die Welt besegeln. Doch schnell stellte sich heraus, dass nicht jeder in der Familie seetauglich war. So wurde das Schiff segelbegeisterten Jugendlichen zur Nutzung übergeben. Die Instandhaltung übernahm der Verein "Odin 1". Seit dem 1. Januar 2014 betreibt nun der gemeinnützige Verein Bramschot e.V. in Rostock die Santa Barbara Anna. Seit 2017 ist auch Klaus Apel Vereinsmitglied. Seit 2018 ist er Teil des Vorstandes. Als einstiger Nautiker hat ihn die Sehnsucht zum Meer nie verlassen. „Es gibt nichts Gewaltigeres als die Natur zu erleben. Gleichzeitig gibt es keine konsequentere Gemeinschaft als die auf einem Schiff. Jedes einzelne Crewmitglied ist wichtig, ganz unabhängig von der Qualifikation. Wir sind aufeinander angewiesen, greifen wie Zahnräder ineinander“, verbildlicht er. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, die Tradition der klassischen, alten Seefahrt zu erhalten und an die nächste Generation weiterzugeben. Damit Kinder und Jugendliche das Leben auf Großseglern kennenlernen, bietet der Verein Schnuppertage und Ausfahrten an – zum Beispiel innerhalb des Projektes „School@sea“. Schulklassen kommen an Bord, erlenen theoretisches und praktisches Wissen, sodass sie am Ende sogar kurz selbst das Schiff fahren dürfen.
Klaus Apel
Jeder muss mit anpacken
Derzeit zählt der Bramschot e.V. knapp 150 ehrenamtliche Mitglieder. Zirka ein Drittel der Mitglieder ist aktiv tätig, das heißt sie haben pro Jahr mindestens 240 Stunden Arbeitsstunden geleistet. In der Regel sind die Ehrenamtlichen dienstags und donnerstags an Bord, in der Saisonvorbereitung zusätzlich montags und freitags. „Wir müssen pro Jahr rund 20.000 Arbeitsstunden investieren, um das Schiff so zu erhalten, dass man damit gerne zur See fährt“, resümiert Klaus Apel. Realisierbar ist das nur mit einer Stammcrew, die keiner Vollzeitbeschäftigung mehr nachgeht. „Die älteren Mitglieder bringen die nötige Zeit mit“, erklärt Klaus Apel. Der Verein realisiert etwa 50 bis 60 Ausfahrten pro Jahr. Zwei Drittel sind größere Touren oder Teilnahmen an Segel-Events wie der Kieler Woche, den Sassnitzer Hafentagen und der Hanse Sail. Wer an Deck kommt, muss mitanpacken – auch als Gast, zum Beispiel beim Segelsetzen. Damit die Ausfahrten möglich sind, müssen die Crewmitglieder regelmäßig entsprechende Qualifikationen nachweisen. Zusätzlich steht alle zwei Jahre eine Seetauglichkeitsprüfung an.
Rund 6000 Euro muss der Verein monatlich aufbringen, um die Fixkosten für die Santa Barbara Anna zu decken. Werden die Instandhaltungskosten aufaddiert, so stehen in der Jahresbilanz 90.000 Euro, die der Verein insgesamt erwirtschaften muss. „Wir haben das Schiff vom Eigner kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen. Im Gegenzug müssen wir es pflegen. Die Dame ist Ü70, da sind inzwischen einige Ersatzteile fällig. Damit wir das Geld zusammenbekommen, klopfen wir regelmäßig Sponsoren ab und stellen diverse Förderanträge“, erklärt Klaus Apel und betont gleichzeitig: „90 Prozent der Arbeiten können wir alleine bewältigen, zum Beispiel Flickarbeiten an Segeln.“ Damit der Verein auch künftig seinen Bildungsauftrag erfüllen kann, sucht das Team nach weiterer ehrenamtlicher Unterstützung. „Wir brauchen Leute, die auch in den Mast klettern. Der ist immerhin 28 Meter hoch.“ Klaus Apel ist 1954 geboren und zwischen den Jahren 1974 und 1989 zur See gefahren. Später hat er noch einmal Psychologie studiert und einen Jugendträger geleitet, den er 2017 übergeben hat. Danach nichts zu tun, kam für ihn nie in Frage. Dazu hat sein Seefahrerherz zu laut gepocht. Das Ehrenamt auf dem Schiff ist eine herausfordernde und zeitintensive Arbeit. „Und trotzdem kann ich mir nichts Schöneres vorstellen.“, sagt Apel.