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Freiwillig. Stark!

09.10.2024 | Freiwillig.Stark!

Unsere Portraitserie "Freiwillig. Stark! Ehrenamt in Rostock – Gemeinsam für mehr Miteinander."

Klettern im Flachland
Juliette Brauneis vom Deutschen Alpenverein zeigt, wie und wo es geht

Der Wecker klingelt. Der Mond steht hoch am Himmel. Die Nacht ist warm. Es ist früh, doch das Aufstehen lohnt sich. Juliette Brauneis greift ihr Equipment – ihre Schuhe, die Seile und Haken, den Gurt. Die Reise beginnt. Während Juliette und ihr Vater durch die Natur streifen, bemerken sie wie die Welt allmählich erwacht. Die ersten Sonnenstrahlen kitzeln auf ihrer Haut. Der Felsen vor ihnen ist in orangenem Licht getaucht.  „Dies war eines meiner schönsten Klettererlebnisse. Damals in Italien“, so die junge Frau heute.

Juliette studiert Philosophie und Sport auf Lehramt an der Universität Rostock. Und sie klettert für ihr Leben gerne. Eigentlich kommt sie aus Berlin – dort, wo die größte natürliche Erhebung knapp 120 Meter misst. Doch es gibt Kletterwände in der bundesdeutschen Hauptstadt, zum Beispiel den Kletterfelsen im Volkspark Friedrichshain oder den Kletterturm Schwedter Nordwand im Mauerpark. Und natürlich gibt es allerlei Boulder- und Kletterhallen. Juliette klettert seit sie krabbeln kann, genauso wie ihr Bruder, der inzwischen zum Leistungskader des Deutschen Alpenvereins e.V. (DAV) gehört. Im Alter von sieben Jahren hat sie aktiv mit dem Sport angefangen. Seither steht vor jedem Urlaub ein „Aktiv in den Bergen“. Als Juliette zum Studieren nach Rostock kam, suchte sie nach Möglichkeiten ihrer Leidenschaft weiter nachgehen zu können. Seither engagiert sie sich in der Sektion Rostock des DAV.

Juliette Brauneis

Mehr als 1.200 Vereinsmitglieder                                                                                                                                                                                                                                                     

Die Sektion Rostock wurde im Frühjahr 1899 durch 29 Alpenfreunde gegründet. Bis 1907 ist die Sektion bereits auf mehr als 150 Mitglieder gewachsen. 1910 spielen die Vereinsmitglieder erstmals mit den Gedanken einer eigenen Sektionshütte in den Alpen. Die Rostocker Hütte in Osttirol wurde 1912 feierlich eröffnet, auch wenn  die Arbeiten an der Hütte zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen waren. 1945 endeten die Aktivitäten des Alpenvereins. Mit den politischen Ereignissen und Umbrüchen während und nach des Zweiten Weltkrieges wurden die Alpen für die Rostocker unerreichbar. 1954 bekundeten die Bergfreunde in Marktheidenfeld im Regierungsbezirk Unterfranken ihr Interesse an der Rostocker Hütte und gründeten mit 24 Mitgliedern 1955 in Marktheidenfeld die Sektion Rostock. Die neuen Rostocker kümmerten sich auch um die Bewirtschaftung der Vereinshütte.  Mit Ende der DDR gab es 1990 erste Kontakte von Bergfreunden aus der Hansestadt Rostock zur Sektion Rostock-Marktheidenfeld. Im Zuge dessen nannte sich die Sektion „Rostock-Marktheidenfeld“ in Sektion „Main-Spessart“ um und ebneten damit den Weg für eine Neugründung der Sektion Rostock im Deutschen Alpenverein. Die Rostocker Hütte wurde zwischenzeitlich an die Sektion Essen des Vereines übergeben. Der Kontakt ins Mauertal besteht jedoch weiterhin und wurde mit einer Hüttenpartnerschaft besiegelt.

Kreativität gefordert

Inzwischen  zählt die die Sektion Rostock des DAV mehr als  1.200 Mitglieder. Der Verein ermöglicht allen  Alters- und Interessengruppen Aktivitäten wie Klettern, Bergwandern, oder Skifahren. Damit die Angebote realisiert werden können, braucht es Menschen wie Juliette. Sie bringt Kindern und Jugendlichen ab einem Alter von zehn Jahren das Seilklettern bei – im Sommer an der Kletterwand am Bunker, in der kalten Jahreszeit in der nahegelegenen Ketterhalle. Hierfür hat sie eine Ausbildung zur Jugendleiterin gemacht und nimmt jedes Jahr an Weiterbildungen teil. „Klettern beginnt in dem Moment, an dem man sich nicht mehr am Boden bewegt. Man muss kreative Lösungen finden, um vorwärts zu kommen –  vertikal wie horizontal“, sagt die Studentin. Seilklettern funktioniert nur im Duett: ein Part sichert den anderen und umgekehrt. „Wandern gehört übrigens zum Klettern dazu. Irgendwie muss man ja zum Berg kommen“, erklärt Juliette mit einem Augenzwinkern und ergänzt: „Das Schönste am Wandern und Klettern ist das intensive Erleben der Natur, während man körperlich und mental immer wieder an die eigenen Grenzen stößt.“ Das Klettern sei in erster Linie Beinarbeit, die Greifkraft entwickle sich mit der Zeit. Der DAV ist der einzige Verein in Rostock, der Seilklettern anbietet. Für Juliette ist das wichtigste, dass alle, die an ihren Kursen teilnehmen, eine gute Zeit haben. Trainiert wird einmal in der Woche. In den Ferien werden Freizeiten organisiert – für die Erlebnisse am „echten Felsen“.