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Uni im Rathaus: Mehr Müll fürs Klima?
Über die Entsorgung von Abfällen als Umweltproblem oder Ressourcenschutz diskutieren Rostocker Wissenschaftler für Bau und Kreislaufwirtschaft mit Expertinnen für Abfallwirtschaft und Umweltschutz.
Die Deutschen präsentieren sich gerne als Weltmeister in Sachen Klima- und Ressourcenschutz, zumindest in Umfragen. In der Praxis verhalten wir uns jedoch alles andere als umweltfreundlich: Würden die Menschen weltweit genauso viel Energie und Rohstoffe verbrauchen wie wir, bräuchte es drei (!) Erden, um den ‚Ressourcen-Hunger’ zu stillen, Stand 2022. Unsere „Wegwerfgesellschaft“ lebt und wirtschaftet seit Jahrzehnten nach dem Motto „immer mehr, immer billiger“ – auch deshalb verbrauchen wir mehr Energie und Rohstoffe als der weltweite Durchschnitt, im europaweiten Vergleich ist unser Berg aus Verpackungsmüll sogar der höchste.
Laut Klimaschutzgesetz soll Deutschland bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden. Doch ist dieses Ziel überhaupt noch zu erreichen? Sicher ist: Um klimafreundlich zu wirtschaften, reichen Konsumverweigerung, Bioprodukte und Ökostrom nicht aus. Deshalb forschen Wissenschaftler:innen der Universität Rostock u.a. zur klimaneutralen Kreislaufwirtschaft. Materialien und Produkte sollen dabei so lange wie möglich benutzt, repariert und recycelt werden – fast wie zu Großmutters Zeiten. Rohstoffe, Design und Vertrieb müssen zudem nachhaltigen Kriterien entsprechen – selbst wenn dies unter Umständen Produktionsabläufe verlangsamt. Das soll nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch so genannte Versorgungsrisiken minimieren; z.B. Preisschwankungen, Rohstoffengpässe oder Importabhängigkeiten für kritische Rohstoffe, z.B. für die Elektromobilität.
Ebenso steht eine nachhaltige Abfallwirtschaft im Forschungsfokus der Rostocker Umweltwissenschaftler:innen und damit Fragen wie: Wieviel Recycling ist sinnvoll und für welche Abfälle braucht es noch eine Müllverbrennung? Was tun mit den Massen an pflanzlichen und tierischen Abfällen? Und wie ist die Verschmutzung von Flüssen und Meer durch Kunststoffpartikel zu vermeiden? – Hier könnte das zirkuläre Bauen eine mögliche Alternative sein, zum Beispiel mit nachhaltigem Beton: Schließlich ist der Bausektor für rund 50 Prozent des Abfallaufkommens in Deutschlands verantwortlich. Insbesondere in sensiblen Küstengebieten belasten Neubauten von Hotels, Ferienanlagen, Straßen und Brücken sowie in internationalen Gewässern eine mangelhafte Abfallentsorgung zunehmend die maritime Umwelt.
Über „typisch deutsche“ Rohstofffresser, „Bio-Beton" sowie Vorteile und Grenzen der Kreislaufwirtschaft für Umwelt, Bau und Tourismus diskutieren bei UNI IM RATHAUS am 25. Januar 2024 um 18 Uhr der Rostocker Professor für Abfallwirtschaft Michael Nelles mit der Abteilungsleiterin für Abfallwirtschaft der Hanse- und Universitätsstadt Rostock Heike Ameskamp, Dr. Susanna Knotz vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Mecklenburg-Vorpommern sowie Umweltwissenschaftler Dr. Abdallah Nassour und dem Professor für Massivbau Panagiotis Spyridis von der Universität Rostock.